Freitag, 20. Januar 2017

Der "Negerkönig" soll in "Südseekönig" umbenannt werden.
Der "Negerkönig" soll in "Südseekönig" umbenannt werden.(Foto: picture alliance / dpa)

Ist "Pippi Langstrumpf" rassistisch?"Negerkönig" sorgt für Ärger

Ist das Buch "Pippi Langstrumpf" rassistisch? Ja, sagt ein in Bonn lebender Kongolese und will es aus Bibliothek und Schule verbannen. Denn Pippi nennt ihren Vater "Negerkönig". Zur Entstehungszeit des Werks war "Neger" Umgangssprache, längst ist das Wort aber tabu.



Wenn Pippi Langstrumpf in dem gleichnamigen Buch ihren Vater den "Negerkönig" nennt, macht das Kaisa Ilunga sauer: Der Ausdruck sei rassistisch, sagt er. Der Mann aus dem Kongo lebt seit mehr als 20 Jahren in Deutschland. Der Schwarze ist Mitglied im Bonner Integrationsrat. Der Verlag Friedrich Oetinger hat die Wörter "Neger" und "Zigeuner" 2009 zwar aus dem Werk von Astrid Lindgren gestrichen und nennt Pippis Vater jetzt den "Südseekönig". Aber: In rund 70 alten Exemplaren in der Stadtbibliothek Bonn ist immer noch die Rede vom "Negerkönig" oder von Pippi der "Negerprinzessin".
Ilunga will alte Pippi Langstrumpf-Ausgaben aus der Stadtbibliothek in Bonn verbannen.
Ilunga will alte Pippi Langstrumpf-Ausgaben aus der Stadtbibliothek in Bonn verbannen.(Foto: dpa)
Das will Ilunga ändern. Auch an Bonner Schulen verwende man noch die alte Auflage im Unterricht, erklärt er. Seinen Ärger teilen andere Eltern und auch Schüler. Deshalb hat der 54-Jährige einen Antrag gestellt: Die Bücher sollen weg aus Stadtbibliothek und Unterricht.
War Astrid Lindgren eine Rassistin? Wohl eher nicht. Denn als die schwedische Autorin das Buch schrieb, "war in Skandinavien das Wort 'Neger' die übliche Bezeichnung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe", heißt auf der Internetseite des Oetinger-Verlags.

Bücher sollen ausgetauscht werden

Es sei auch bis in die 1970er Jahre normal gewesen, das Lied "Zehn kleine Negerlein" zu singen, zitierte der Bonner "General-Anzeiger" den Germanisten Jan Seifert von der Universität Bonn. Die Wissenschaftlerin Antje Hornscheidt, die sich mit dem Thema beschäftigt hat und zusammen mit Susan Arndt das Buch "Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk" verfasst hat, erklärt dagegen: Das "N-Wort" sei auch in den 1970er Jahre bereits rassistisch gewesen. Es habe nur kein Bewusstsein dafür in der Bevölkerung gegeben.
Mit Lindgrens Erben musste lange über eine Namensänderung von Pippis Vater verhandelt werden.
Mit Lindgrens Erben musste lange über eine Namensänderung von Pippis Vater verhandelt werden.(Foto: dpa)
Pippis Vater zum Südseekönig zu krönen, war nicht leicht für den Oetinger-Verlag: Astrid Lindgren sei ihr Leben lang gegen eine Änderung ihres Buches gewesen. Auch mit ihren Erben habe man lange verhandeln müssen. In der DDR dagegen hat man das Problem mit dem "Negerkönig" schon immer umgangen: Dort hieß Pippis Vater "König der Takatukaner".
In Bonn stehen die Chancen derweilen gut, dass Pippis Vater bald einen neuen Namen bekommt: "Wir nehmen die Bitte des Herrn Ilunga sehr ernst", sagte Stadtsprecherin Monika Frömbgen. Nun wolle man nach und nach die Bücher austauschen.

Fragwürdige Begriffe in Kinderbüchern

Aber nicht nur bei Pippi Langstrumpf finden sich aus heutiger Sicht fragwürdige Begriffe - auch in anderen Kinderbüchern sind sie vertreten: Bei "Struwwelpeter"-Exemplaren von Heinrich Hoffmann im Buchhandel ist immer noch vom "schwarzen Mohr" die Rede. Das Buch "Tim im Kongo" aus der Comicreihe "Tim und Struppi" sei ebenfalls rassistisch, sagt Antje Hornscheidt: Dort zeige der belgische Comiczeichner Hergé die Schwarzen immer mit einfacher, primitiver Bekleidung, bringe sie mit Kannibalismus in Verbindung und lasse sie immer wieder die gleichen, einfachen Worte wiederholen.

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